Ursachen
Momentan gibt es noch keine eindeutige Theorie oder Testmethodik zur Ursache von Long-Covid.
Mittlerweile wissen wir aber zumindestens, welche typischen „Baustellen“ im Körper bei Long-Covid Patienten entstanden sind.

Vor allem bei Patienten die schon mehrere Monate unter Long-Covid leiden gilt wahrscheinlich: Aus einem Ursprung wurden mehrere Baustellen, von denen jede einzelne zu den Symptomen beiträgt

Momentan gibt es zu vielen der Baustellen nur Theorien und keine Tests.
Dennoch kann man mit Selbsteinschätzung und Beobachtung der Symptome sicher für sich selber etwas eingrenzen, welche Baustellen für einen selber wohl am relevantesten sind. (Und z.B. im Reiter Medikamente entsprechende Therapieversuche erwägen)
Das Lösen einzelner Baustellen bringt oftmals schon etwas Besserung. Um komplett zu gesunden, muss aber wahrscheinlich jede der individuellen Baustellen gelöst werden.
Es folgt eine Übersicht der Theorien zu möglichen Ursachen des PCS, möglichen betroffenen Bereichen, und möglichen Baustellen.
Keinesfalls möchte ich eine Rangliste oder Kausalität der Puzzleteile ins Spiel bringen. „Was ist der Grund für was“ steht einfach noch nicht fest. Ein paar der Puzzleteile sind sicher näher an der „Ursache“, und ein paar näher an „Symptom“, dies wird aber bei jedem Menschen individuell sein.
Virusreste oder Reaktivierungen
Sind vielleicht verbleibende Reste des Covid-19 Virus irgendwo im Körper versteckt, und provozieren so dauerhaft das Immunsystem?
Oder wurden während der Covid-19 Infektion andere latente Viren, z.B. EBV oder CMV, reaktiviert, sodass Betroffene seitdem mit einer neuen Infektion kämpfen?
Auch ist es möglich, dass Covid-19 das Immunsystem so geschwächt hat, dass sich Bakterien oder Parasiten im Körper verbreiten konnten, und nun die Symptome verursachen.
Zum Testen:
Tests auf Viren, Bakterien, Parasiten. Hausarzt & Speziallabor, z.B. IMD Berlin. Empfohlene Werte siehe Tab Untersuchungen.
Zur Behandlung:
Je nach Erreger Antiviral oder Antibakteriell. Siehe Tab Medikamente.
Entzündungen
Offensichtlich bekämpft der Körper den Virus vor allem während der akuten Infektion mit Enzündungen.
Es könnte aber sein, dass diese Entzündungen Schäden an Organen (Herzmuskelentzündung, Leber, Nebenniere, …) verursacht haben, welche auch nach der Infektion anhalten.
Auch ist es möglich, dass das Immunsystem bei Post-Covid Patienten dauerhaft „überreagiert“ (möglicherweise ausgelöst durch bestehende Virusreste im Körper), und konstant neu Entzündungen bildet. Diese Entzündungen könnten: Weiterhin Organe angreifen, die Gefäße und den Kreislauf schwächen, den Körper im „Dauerverteidigungsmodus“ halten.
Zum Testen:
Tests auf Entzündungsparameter und Long-Covid Biomarker. Hausarzt. Empfohlene Werte siehe Tab Untersuchungen.
Zur Behandlung:
z.B. mit Kortison, monoklonalen Antikörpern / Biologika. Siehe Tab Medikamente.
Autoantikörper
Als weiteres Ergebnis der „Überreaktion“ des Immunsystems scheinen oftmals Autoantikörper bei Post-Covid Patienten vorzuliegen.
Oftmals werden Autoantikörper gefunden, welche sich gegen Gefäße, Herzzellen, Lunge, und Hirnzellen richten.
Zum Testen:
Speziallabor, z.B. AAK E.R.D.E. Berlin.
Zur Behandlung:
Umstritten: Immunadsorption.
Neuroinflammation
Unter Umständen haben sich die oben beschriebenen Entzündungsreaktionen auch bis in das Gehirn ausgebreitet.
Vor allem Hirnstamm und Vagusnerv scheinen bei Post-Covid Patienten beeinträchtigt worden zu sein.
Diese Areale sind verantwortlich für Autonome Funktionen wie Atmung und Herzschlag, was einige der typischen Post-Covid-Symptome erklären würde.
Zum Testen:
Liquorpunktion. Neurologe.
Zur Behandlung:
z.B. Low-Dose-Aripiprazol. Siehe Tab Medikamente.
Mikrogerinnsel & Sauerstoffversorgung
Viele neue Studien zum Thema PCS untersuchen die Möglichkeit, dass sog. „Mikrogerinnsel“ nach einer Covid-19 Infektion dauerhaft im Körper verbleiben und die Versorgung der Organe mit Sauerstoff stören.
Diese Mikrogerinnsel lassen sich meist nur unter spezieller Dunkelfeldmikroskopie erkennen, nicht jedoch mit gängigen Bluttests beim Hausarzt.
Zum Testen:
Dunkelfeldmikroskopie (z.B. Dr. Jäger in Bad Aibling, Klinik St. Georg.)
Zur Behandlung:
z.B. Blutverdünner, H.E.L.P. Apherese, Ozontherapie, HBOT
Gefäßschwäche
Einhergehend mit Entzündungen, verringerter Sauerstoffversorgung, sowie Mikrogerinnseln, wurde bei Post-Covid Patienten eine starke Schädigung der Gefäßinnenwände (Endothelien) festgestellt.
Dies ist sogar so charakteristisch für das Post-Covid-Syndrom, dass manche Post-Covid-Ambulanzen mit einer speziellen Augenuntersuchung die Leistung der Gefäße messen, und eine verringerte Leistung als Nachweis für PCS anerkennen.
Zum Testen:
OCT-A Augenuntersuchung, angeboten von manchen Long-Covid-Ambulanzen (z.B. Uniklinik Erlangen).
Zur Behandlung:
z.B. Cryotherapie, Wim-Hof-Methode, Pycnogenol.
Muskeln und Übersäuerung
Neue Studien zeigen, dass selbst wenn die Sauerstoffversorgung im Blut an sich ordnungsgemäß gegeben ist, die Muskeln vieler PCS Patienten nicht genug Sauerstoff aus dem Blut aufnehmen können.
Zudem sind bei vielen PCS Betroffenen die Laktatwerte in den Muskeln selbst in Ruhe zu hoch, was Muskelermüdung und Schwäche erklären würde.
Zum Testen:
Blutgasanalyse unter Belastung. Hausarzt oder Pneumologe.
Zur Behandlung:
z.B. ACC600
Mitochondriopathie
Die Mitochondrien sind die Kraftwerke unserer Zellen. Sie benötigen Sauerstoff und Glukose, um unseren Körper mit Energie zu versorgen.
Es ist möglich, dass die Mitochondrien während der Covid-19 Infektion angegriffen wurden, oder aber dass sie aufgrund von Gefäßschäden oder Mikrogerinnseln im Blut nicht mit genug Sauerstoff versorgt werden.
Als Folge ergibt sich eine sogenannte Mitochondriopathie, d.h. die Mitochondrien werden schwächer und schwächer.
Zum Testen:
Tests auf Nährstoffe in den Mitochondrien. Hausarzt & Speziallabor, z.B. IMD Berlin.
Zur Behandlung:
z.B. IHHT, Ozontherapie, HBOT.
Darmmikrobiom
Der Darm wird oftmals als das Zentrum des Immunsystems bezeichnet.
Hierfür bedarf es einer feinen Balance verschiedener gutartiger Bakterien im Darm.
Es könnte sein, dass durch die Covid-19 Infektion oder durch die Verwendung von Antibiotika dieses Bakteriengleichgewicht aus der Balance gebracht wurde.
Als Folge wäre eine Schwäche des Immunsystems denkbar.
Zum Testen:
Test einer Stuhlprobe auf Bakterienverteilung.
Zur Behandlung:
Probiotika, Darmsanierung.
Biofilme
Im Normalfall ist unser Körper in der Lage, Viren und Bakterien innerhalb kurzer Zeit abzuwehren und auszuscheiden.
Unter Umständen kann es aber sein, dass sich im Körper sogenannte „Biofilme“ bilden, also besonders hartnäckige Ansammlungen von z.B. Bakterien.
Diese finden sich beispielsweise in den Schleimhäuten des Rachens, der Nase, der Ohren, der Augen.
Es ist denkbar, dass solche Biofilme zur ständigen Reizung des Immunsystems und Körpers beitragen.
Mast-Cell-Activation-Syndrome
Mastzellen sind ein integraler Bestandteil des Immunsystems. Vor allem bei Allergikern wurde schon in der Vergangenheit nachgewiesen, dass Mastzellen „überreagieren“ können, und so Allergien auslösen.
Auch viele PCS Patienten scheinen an einer Überreaktion der Mastzellen, dem sogenannten Mastzellaktivierungssyndrom, zu leiden.
Zum Testen:
Tests Histamin und andere Botenstoffe. MCAS-Spezialist & Speziallabor, z.B. IMD Berlin.
Zur Behandlung:
z.B. Antihistaminika. Mehr Infos hier.
Hormon-Mangel
Die Covid-19 Infektion scheint auch das Hormonsystem des Menschen anzugreifen. Fallen eine oder mehrere Hormonachsen des Menschen aus, so lassen sich daddurch auch Symptome wie Müdigkeit erklären. Besonders oft betroffen sind die Hormone Cortisol, ACTH, Serotonin, und Adrenalin.
Zum Testen:
Endokrinologe.
Zur Behandlung:
Hormonersatz.
Sympathikus / Parasympathikus. VNS gestresst
Eine Theorie zwischen etablierter Medizin und Naturheilkunde. Im Normalfall reguliert das vegetative Nervensystem (VNS) zwei zustände des Menschen: Den Sympathikus (Stress), und den Parasympathikus (Ruhe, Entspannung).
Oftmals findet sich bei PCS Patienten, in Verbindung mit einer Beeinträchtigung des Vagusnerves, eine Überaktivierung des Sympathikus, wodurch der Körper in einem Zustand von „Dauerstress“ gehalten wird, und sich nicht richtig regenerieren kann.
Zum Testen:
Osteopath.
Zur Behandlung:
z.B. Vagusnervstimulation, Meditation.
Dysautonomie
Den Begriff Dysautonomie verwendet man, wenn Körperfunktionen, die normalerweise unbewusst und automatisch ablaufen sollten, auf einmal ungewöhnliches Verhalten aufweisen. Hierzu gehören die Regulierung des Atems, des Herzschlages, und der Körpertemperatur.
Zum Testen:
Eigene Körperbeobachtung.
Zur Behandlung:
Je nach betroffenem Bereich z.B. Ivabradin, Atemtherapie.
Vitaminmangel
Bei Post-Covid Patienten finden sich oft Mangelzustände an Vitaminen, Mineralien, oder Aminosäuren. Dies könnte erklären, wieso Körper und Immunsystem nicht optimal funktionieren können.
Zum Testen:
Hausarzt, privat bezahlt. Empfohlene Werte siehe Tab Untersuchungen.
Zur Behandlung:
Ersatzpräparate.
Schlaf
Studien zeigen, dass bis zu 83% der Post-Covid Patienten auch Schlafstörungen haben.
Dies hängt sicherlich mit den schon beschriebenen Themen Neuroinflammation, Sympathikus, und Dysautonomie zusammen.
Ist der Schlaf gestört, kann der Körper sich nicht vollständig regenerieren, und Symptome verschlechtern sich mehr und mehr.
Zum Testen:
Ambulante Schlafuntersuchung, HNO Arzt. Danach Schlaflabor.
Zur Behandlung:
Je nach Art der Schlafstörung z.B. CPAP, BiPAP. Hilfsmittel für Zuhause: Gewichtete Decke, Schnarchschiene, Schnarchweste.